Der östliche Teil des Stadtentwicklungsgebiets Donaufeld ist „auf Schiene“.
Zwischen dem zentralen Grünzug und der Dückegasse (Bezirksgrenze zur Donaustadt) werden unter dem Titel „Quartier An der Schanze“ bis 2023 rund 1.500 neue Wohnungen entstehen. Die Widmung im Gemeinderat erfolgte im Dezember 2017, die Ergebnisse des zweistufigen Bauträgerwettbewerbs wurden Anfang März 2020 in einer Ausstellung des „wohnfonds_wien“ präsentiert.
3D-Modell des „Quartier An der Schanze“ bei der Ausstellung des „wohnfonds_wien“ in dessen Lokal Lenaugasse/Ecke Schmidgasse vom 2.-5. März 2020 (Fotos: Gerhard Jordan).
Das Gebiet, das über 7 Hektar umfasst und in 10 Bauplätze eingeteilt wurde, war bisher vorwiegend gärtnerisch und landwirtschaftlich genutzt. Im Westen wird der Grünzug, der seit Ende Juni 2020 auch Teil des „Leitbild Grünräume Wien“ ist, verlaufen. Motorisierter Durchzugsverkehr wird vermieden.
Übersichtsplan des „Quartier An der Schanze“.
Die neuen Straßenzüge, deren Benennung zum Großteil auf Vorschläge der Grünen Floridsdorf zurückgeht, sollen vor allem der Erschließung dienen. Der wichtigste wird die Simone-Veil-Gasse sein (benannt nach der ersten Präsidentin des Europaparlaments), das ist die nach Westen verlängerte Prandaugasse. In Etwa parallel dazu, als Verlängerung der Arakawastraße, wird die Antonie-Lehr-Gasse (benannt nach einer Widerstandskämpferin) verlaufen, am Rand des Grünzugs die etwas kürzere Nicole-Fontaine-Gasse (benannt nach der Europaparlamentspräsidentin von 1999-2002), und als neue Nord-Süd-Verbindung die Leopoldauer-Haide-Gasse, die an den Flurnamen dieses Gebiets erinnert. Die Grenze im Süden bildet der Drygalskiweg, im Osten die Dückegasse.
Der derzeitige Straßenzug An der Schanze soll aufgelassen werden, in diesem Bereich (also zwischen der künftigen Simone-Veil-Gasse im Süden und der Antonie-Lehr-Straße im Norden) wird teilweise das sogenannte „Ereignisband“, eine urbane Achse mit Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur, verlaufen.
Soziale Infrastruktur, hohe Dichte
Bei BesucherInnen der Ausstellung waren von der sozialen Infrastruktur, die geschaffen werden soll, beeindruckt, allerdings gab es auch Kritik an der relativ dichten Verbauung.
Ein Schwerpunkt des Quartier An der Schanze soll auf den Bedürfnissen Alleinerziehender liegen, dafür sind mehrere Wohneinheiten und Einrichtungen vorgesehen. Außerdem wird es zahlreiche Sozial-Stützpunkte, einen Kindergarten, Nachbarschaftszentren, Quartierswerkstätten, Grätzlcafés und -kantinen usw. geben, bis hin zu „Supergreißlern“ und Fahrradwerkstätten – in lebendigen Erdgeschoßzonen. Der überwiegende Anteil der Wohneinheiten sind geförderte Mietwohnungen, 482 davon sind sogenannte SMART-Wohnungen (7,50 € monatliche Kosten pro Quadratmeter Nutzfläche). Lediglich im Südwesten des Quartiers (auf den drei Teilen des Bauplatzes G) sollen auch frei finanzierte Wohnungen errichtet werden.
Projekt des Bauträgers „Wien-Süd“, entworfen von „querkraft architekten“, südlich der Simone-Veil-Gasse: rund 70 Wohnungen, sowohl gefördert als auch frei finanziert.
Die Bauträger, die ausgewählt wurden, sind „Altmannsdorf Hetzendorf“ (Bauplatz A, im Nordwesten), EBG/Neue Heimat (Bauplätze B+D), Familie/Stumpf Wohnprojekte (Bauplatz E), ARWAG (Bauplatz G1), Wien-Süd (Bauplatz G2), AUFBAU (Bauplätze H+I) sowie Familienwohnbau (Bauplätze J und K im Südosten). Auf dem Bauplatz F, zwischen der künftigen Leopoldauer-Haide-Gasse und der Dückegasse, ist ein StudentInnenwohnhaus geplant. Und auf Bauplatz C, an der Simone-Veil-Gasse, entsteht das Baugruppenprojekt „Treibhaus Donaufeld“ (in Zusammenarbeit mit dem Bauträger „Schwarzatal“). Dieses wird sicherlich mit seinen vielfältigen Angeboten wie Fahrradwerkstatt, Physiotherapie, Food Coop-Lokal, Pfadfinder-Treffpunkt, Volkshilfe-Stützpunkt usw. maßgeblich zur Belebung des Grätzls beitragen.
Lageplan des Baugruppenprojekts „Treibhaus Donaufeld“.
Es ist schade, dass es im Quartier nur dieses eine Baugruppenprojekt gibt. Ein „Baugruppen-Cluster“, wie von den Grünen vorgeschlagen und in der Seestadt Aspern erfolgreich umgesetzt, wäre sehr wünschenswert gewesen.
Grün- und Freiräume
Obwohl dicht verbaut, soll es in dem Quartier auch Grün- und Freiräume geben, z.B. eine sogenannte „Stadtwildnis“ zwischen Simone-Veil-Gasse im Norden und Drygalskiweg im Süden, eine „Wohnwildnis“ und „Urban Gardening“ beim ARWAG-Projekt im Westen, unversiegelte Plätze (z.B. im Bauplatz E), Baumreihen in den Straßenzügen, Begrünung auch im sog. „Ereignisband“, Dachgärten und Gemeinschaftsterrassen, etc. – Leider kommt der Bezug zur landwirtschaftlich-gärtnerischen Identität des Donaufelds in dem Quartier zu wenig zum Ausdruck, und genauere Informationen über konkrete Fassadenbegrünungen standen noch aus.
Freiräume im Zentralbereich und im Süden des Quartiers.
Geplante „Wohnwildnis“ östlich des künftigen Grünzugs.
Infos zu den Projekten sind auf der Website der Internationalen Bauausstellung IBA_Wien zu finden:
https://www.iba-wien.at/projekte/projekt-detail/project/donaufeld
Gerhard Jordan
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