Mit dem Beschluss des Gemeinderats über das Plandokument Nr. 8130 am 15. Dezember 2017, das die Umwidmung des Stadterweiterungsgebietes westlich der Dückegasse beinhaltet, trat eines der größten Planungs-Projekte links der Donau in eine entscheidende Phase ein. Mehrere Jahre hindurch wurden Leitbilder und Konzepte diskutiert, und hunderte BürgerInnen brachten sich bei einem Beteiligungsverfahren ein.
Die nunmehrige Widmung ermöglicht vorerst den Bau von rund 1.300 Wohnungen nördlich des Drygalskiwegs.
Der Bereich zwischen An der Schanze, Dückegasse, Drygalskiweg und Grünzug wird zuerst entwickelt (Fotos: G. Jordan).
Was aber das Entscheidende ist: Ein rund 14 Hektar großer zentraler Grünzug zwischen Donaufelder Straße und Alter Donau wird ebenfalls gewidmet, und zwar großteils als „Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel“!
Damit geht eine der zentralen Forderungen von BürgerInneninitiativen und Grünen in Erfüllung.
Die GEMEINDERATS-DEBATTE , kurz zusammengefasst von Gerhard Jordan
Zeitpunkt: Freitag, 15.12.2017, ab ca. 23:30 Uhr.
ZuhörerInnen: (fast) keine.
Wortmeldungen: Gemeinderat Stefan Gara (NEOS), GR Christoph Chorherr (GRÜNE), GR Michael Niegl (FPÖ), GR Rüdiger Maresch (GRÜNE).
Kritik von NEOS und FPÖ: u.a. zu wenige Schulplätze und Gesundheitsversorgung, zu dichte Bebauung, zu wenige Parkplätze, keine Beachtung des Zustandes der Alten Donau, die Straßenbahnlinie 25 kommt zu spät.
FPÖ-„Sager“: „Autofreie Siedlungen sind Leitbilder einer linksideologischen Hippiebewegung“; der Zuzug bringt keinen Wert, er „erfolgt ausschließlich ins Sozialsystem“.
Chorherr/GRÜNE: Der bereits eröffnete Schulcampus Attemsgasse deckt die Bildungs-Infrastruktur ab. Zentral ist der Grünzug, doppelt so groß wie der Stadtpark. Das Mobilitätskonzept ist zukunftsweisend, es soll urbane Qualitäten geben, auch ein Baugruppenprojekt. Die Mitwirkung der BürgerInnen war wichtig.
Maresch/GRÜNE: Die FPÖ war bei den Beteiligungs-Angeboten nicht anwesend. Die Förderung von Gemeinschaftsgärten ist wichtig, positive Beispiele in der Umgebung sind das „Paradeisgartl“, und auch die Gärtnerei „Bioschanze“. Im ÖV neue Wege gehen, Services wie die „Mobilitätsmappe“ anbieten.
Beschlussantrag von Grün-Rot: u.a. abgestufte Höhenentwicklung zu den bestehenden Siedlungen, ein Bauplatz für ein Baugruppenprojekt, Einrichtung eines Quartiersmanagements, Berücksichtigung eines Gewässerbiotops im Grünzug, öffentliche Zugänglichkeit nicht genutzter Grünflächen des Wohnfonds Wien.
Mehrheitlich angenommen (SPÖ, GRÜNE dafür; FPÖ, ÖVP, NEOS dagegen).
Zusätzliches Grün
In einem Abänderungsantrag zum Plandokument wurde außerdem (mit rot-grüner Mehrheit) beschlossen, in einem kleinen Bereich An der Schanze, in der Nähe der Brombeerplantage, ein Strukturgebiet einzurichten, das nur gemeinsam entwickelt werden kann. Sollten sich die GrundbesitzerInnen also nicht auf eine gemeinsame Vorgangsweise einigen, so bleibt der Status Quo – ohne neue Verbauung – bestehen.
Gegenüber dem in der Öffentlichen Auflage (27. April bis 8. Juni 2017) präsentierten Entwurf des Plandokuments wird in einem Bereich, der dort mit Bauklasse III festgelegt war, nunmehr eine gärtnerisch auszugestaltende Fläche festgelegt.
Dem Beschlussantrag (Faksimile oben) folgend, wird der Wohnfonds Wien den ihm gehörenden Teil – der derzeit weder landwirtschaftlich genutzt noch in nächster Zeit für einen Wohnbau benötigt wird – öffentlich zugänglich belassen.
Diese außerhalb des neu gewidmeten Grünzugs (an dessen Ostgrenze) liegende Grünfläche, im Besitz des Wohnfonds, wird bis auf Weiteres unbebaut und öffentlich zugänglich bleiben.
Kleingartenanlage An der Schanze erhält Ganzjähriges Wohnen
Die Kleingartenanlage zwischen Drygalskiweg und An der Schanze, eine Gruppe des Vereins „Donaufelder Kleingärtner“, wird von „Ekl“ auf „Eklw“ umgewidmet, also für ganzjähriges Wohnen. Diesem Wunsch war schon im Planungsausschuss des Gemeinderats am 29. November 2017 entgegengekommen worden – was der FPÖ entgangen sein dürfte, weil sie in einem eigenen Beschlussantrag (der gegen die Stimmen von FPÖ und NEOS abgelehnt wurde) u.a. genau dies forderte.
Die Kleingartenanlage im Bereich An der Schanze erhielt eine „Eklw“-Widmung.
Abgestufte Höhenentwicklung
Gegenüber, also östlich des Weges der Kleingartenanlage, wird die unmittelbar angrenzende Bebauung mit 9,5 Meter Traufenhöhe beschränkt. Der im Beteiligungsverfahren mehrfach geäußerte Wunsch nach einer abgestuften Höhenentwicklung zu den Siedlungsgebieten hin wird auch am Drygalskiweg berücksichtigt: Gegenüber der GESIBA-Reihenhausanlage Weinwurmweg 1 beträgt die Traufenhöhe 7,5 Meter (was einer beschränkten Bauklasse I entspricht), im östlichsten Abschnitt, gegenüber Nr. 22, also der Nordseite der „Glorit“-Wohnanlage Siebeckstraße 2a, wurde Bauklasse II festgelegt (in der öffentlichen Auflage war es noch Bauklasse III gewesen).
Gewässerbiotop und Baugruppenprojekt
Die im Beschlussantrag enthaltene Berücksichtigung eines Gewässerbiotops im nördlichen Teil des künftigen Grünzugs zur Entlastung des Nutzungsdruckes auf die Alte Donau ging auf einen Grün-Antrag zurück, der in der Bezirksvertretungssitzung Floridsdorf am 14. September 2016 mehrheitlich beschlossen wurde (übrigens gegen die Stimmen der FPÖ, der die Alte Donau angeblich am Herzen liegt).
Der Wunsch nach Baugruppenprojekten kam aus der Bevölkerung und wird von zahlreichen interessierten DonaufelderInnen geteilt, es gab dazu bereits am 20. Februar 2015 eine gut besuchte Informationsveranstaltung in der „Autofreien Mustersiedlung“.
Schul-Standorte
In der Diskussion im Gemeinderat wurde auch die mangelnde Schul-Versorgung des Gebietes kritisiert. Doch die Widmung erfolgte bewusst erst nach der Fertigstellung des von „querkraft architekten“ konzipierten Bildungscampus Attemsgasse 22, der mit Beginn des Schuljahres 2017/18 seinen Betrieb aufnahm. Er deckt die Versorgung des östlichen Teiles des Stadtentwicklungsgebietes ab. Im Norden – Donaufelder Straße 77 – gibt es bereits seit 2013 den Campus Donaufeld. Ein weiterer Bildungscampus ist mittelfristig im sogenannten „Ereignisband“ des Stadterweiterungsgebietes vorgesehen, und zwar westlich des Grünzugs (in jenem Gebiet, das als nächster Schritt in den kommenden Jahren umgewidmet werden soll).
Der Bildungscampus Attemsgasse wurde im September 2017 eröffnet.
Beteiligung
Viele der nunmehrigen Verbesserungen wurden im Rahmen des mehrjährigen Beteiligungsprozesses von aktiven BürgerInnen vorgeschlagen und führten zur Erarbeitung eines Mobilitäts- und eines Freiraumkonzeptes, sowie zur Sammlung der Ideen in der „Charta Donaufeld“.
Gefällt mir Wird geladen …