Donaufeld vor Ort und im Gespräch

Die Grünen Floridsdorf luden zu zwei Veranstaltungen, die sich mit der Zukunft des Donaufelds beschäftigen:

Beim DONAUFELD WALK am 25. September 2020 – Treffpunkt: 16 Uhr, Ecke Fultonstraße/Donaufelder Straße – können bei einem Spaziergang die Vielfalt des Donaufelds und seine Qualitäten erfahren werden. Wir werden dabei sowohl den künftigen Teil des Stadtentwicklungsgebiets besichtigen als auch den Grünzug sowie das bereits gewidmete Gebiet „An der Schanze“.

In der Woche darauf, am 1. Oktober 2020 um 18:30 Uhr, gibt es Gelegenheit, mit den Grünen und mit Interessierten über Strategien für das Donaufeld zu sprechen.  Ort:  Raum „Aquarium“ im Hof der „Autofreien Mustersiedlung“, Nordmanngasse 25-27, 1210 Wien.

Das Freiraumkonzept Donaufeld ist vielen AnrainerInnen nicht egal

Heftige Diskussionen beim „Stadttratsch“ An der Schanze

Am 26. August 2020 nutzten viele Interessierte die Einladung des Stadtteilmanagement Donaufeld, um ihrem Unmut über die geplante Bebauung im östlichen Teil des Stadtentwicklungsgebiets Donaufeld Ausdruck zu verleihen.

Die beiden Landschaftsplaner Joachim Kräftiger und Samuel Bucher kamen kaum dazu, wie geplant das „Freiraumkonzept für das Quartier An der Schanze“ vorzustellen, da die von den Organisatoren René Ziegler und Denis Witzke von der Gebietsbetreuung gestellte Eingangsfrage „Wie grün bleibt das Donaufeld?“ eine Grundsatzdiskussion auslöste.


Kontroverse Diskussionen beim „Stadttratsch“ (Fotos: Heinz Berger).

Als jemand der Anwesenden vorschlug, lieber bereits versiegelte Flächen (Parkplätze und Supermärkte) zu überbauen, griff die grüne Bezirksrätin Gabriele Tupy den Hinweis auf, um eine Liste von über hundert Supermärkten in Floridsdorf, die überbaut werden könnten, an SPÖ-Bezirksrat Dieter Preinerstorfer zu übergeben, der in Vertretung des Bezirksvorstehers an der Veranstaltung teilnahm.

Bezirksrätin Gabriele Tupy überreicht ihre Recherchen zu möglichen Supermarkt-Überbauungen in Floridsdorf.

In der Folge entspann sich eine sehr angeregte Diskussion über eine veröffentlichte Interview-Aussage von Bezirksvorsteher Papai zum Donaufeld: „Wenn man die Wohnungen nicht braucht, hat man mit mir den ersten Kämpfer dafür, dass man dort nicht baut.“

Da bisher die Anzahl der 6.000 hier geplanten Wohnungen absolut nicht diskutierbar war, freuen wir uns sehr über diesen Schwenk des Bezirksvorstehers und treten gerne in Verhandlungen über den Erhalt von mehr Grünflächen für die lokale Nahversorgung mit frischem Gemüse ein!

Bezirksrat Heinz Berger

Leistbarer Wohnraum im Donaufeld

Am 29. Juli 2020 fand ein sogenannter „Stadttratsch“ zum Thema „Leistbarer Wohnraum im Donaufeld“ statt, in dem über den aktuellen Stand der Entwicklung im Quartier „An der Schanze“ berichtet wurde.

Ungefähr 25 Personen fanden sich ein und wurden von zwei VertreterInnen des Stadtteil-Managements der Gebietsbetreuung sowie von zwei ExpertInnen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Wien 2022 an Hand von Plänen und Unterlagen informiert. Baubeginn soll Frühjahr/Sommer 2021 sein, wobei auf ein übergreifendes Management verwiesen wurde, damit die Bau-Belastung für alle AnrainerInnen nur möglichst kurz erfolgt.


Die erste von vier sommerlichen „Stadttratsch“-Veranstaltungen des „Stadtteilmanagement Donaufeld“  (Fotos: Molly Wurth).

Die vorliegenden Pläne aus dem Bauträgerwettbewerb lassen durchaus soliden sozialen Wohnbau erwarten. Neben den Anforderungen an leistbaren Wohnraum, speziell für Alleinerziehende, steht für uns natürlich auch der Freiraum zwischen den einzelnen Bauprojekten im Fokus. Hier wünschen wir uns zugängliche Grünflächen, Möglichkeiten für Urban Gardening, Spiel- und Ereignisplätze für Jung und Alt und schattige Aufenthaltsmöglichkeiten. Generell wurde von mehreren AnrainerInnen gefordert, die Versiegelung des besonders fruchtbaren Schwemmlandbodens so gering wie möglich zu halten.

Weiters ist uns sehr wichtig, dass auch die in der Flächenwidmung festgelegten Qualitäten, wie eine nachhaltige Energieversorgung, flexible und umweltfreundliche Mobilität, Begrünung der Gebäude realisiert werden. Hier würde man bei einem Projekt der IBA durchaus ambitioniertere Pläne erwarten, als bisher vorliegen.

Im zentralen Ereignisband sind in der Erdgeschoßzone Geschäfte und Dienstleistungs-Unternehmen und soziale Einrichtungen geplant, um eine gute Versorgung und einen lebendigen Stadtteil zu gewährleisten. Wünschenswert sind auch Gastronomie und natürlich attraktive Aufenthaltsorte ohne Konsumzwang.

ExpertInnen standen für Auskünfte zur Verfügung.

Diskussionen gab es auch über die Zugänglichkeit des westlich des Quartiers gelegenen Grünzugs Donaufeld. Wir bemühen uns darum, dass die Flächen schrittweise von der Stadt erworben bzw. auf andere Weise der Nutzung durch die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist eine möglichst durchgehende Durchwegung des Grünzugs.
Dieses Thema wird beim nächsten Stadttratsch am 26. August im Zentrum der Gespräche stehen.

Wolfgang Orgler/Grüne Donaustadt und Heinz Berger/Grüne Floridsdorf

Gemeinderats-Kandidatin Heidi Sequenz im Gespräch

Mag.a Heidi Sequenz, Lehrerin für Englisch, Geschichte und Sport an einer AHS in Kagran, lebt seit 1999 im „Wohnpark Donaucity“, wo sie sich seit Anbeginn für die Anliegen der BewohnerInnen engagiert und u.a. ein Nachbarschaftsgarten-Projekt initiiert hat. 2010 kandidierte sie für die Donaustädter Grünen bei der Bezirksvertretungswahl und wurde Bezirksrätin, 2013 auch Klubvorsitzende. Am 15. Februar 2020 wurde sie bei der Landesversammlung der Wiener Grünen auf Platz 10 der Liste für die kommende Gemeinderatswahl gewählt. Sie ist auch Spitzenkandidatin der Gemeinderats-Regionalwahlkreisliste in der Donaustadt und steht auf Platz 3 in Floridsdorf. Das „GrünRaum Donaufeld“-Team interviewte sie.

Welchen Bezug hast du zum Donaufeld?

Als „zugezogene“ Donaustädterin war mein erster Blick auf das Donaufeld vom Donauturm aus. Ich wohnte ja vorher im 4. und 8. Bezirk und kannte die Landwirtschaft über der Donau nur von Erzählungen. Eine diese Geschichten war, „Transdanubien kann die ganze Stadt mit Gemüse versorgen“. Ich weiß nicht ob das stimmt, aber als ich damals auf diese riesige Fläche blickte, konnte ich es mir ein wenig besser vorstellen. Als Gründerin einer BewohnerInnen-Initiative in der „Donaucity“ kam ich früh mit anderen BürgerInneninitiativen in Kontakt – darunter jener im Donaufeld, wo sich Heinz Berger für nachhaltigen Verkehr einsetzte. Ab 2009 war ich auch immer wieder bei Veranstaltungen im damaligen „GrünRaum Donaufeld“-Lokal in der Tokiostraße dabei.


Das Donaufeld mit der Leopoldauer Haide vom Donauturm gesehen  (Foto: Heidi Sequenz).


Was waren da deine Hauptanliegen?

Wir haben uns für ein Rasengleis in der Tokiostraße eingesetzt, später war ich bei Kundgebungen zur Erhaltung des „Hopf-Hauses“ in der Donaufelder Straße dabei. Leider wurde es trotz aller Proteste abgerissen. Heute wäre das nicht mehr so leicht möglich, denn nun ist auch der Abbruch aller Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, genehmigungspflichtig. Vor allem die Erweiterung des Kirschblütenparks war mir wichtig, und dessen Gestaltung. Im Sommer 2015 organisierten wir Grüne dort ein wunderbares Fest und feierten mit den AnrainerInnen.

Was nimmst du dir als Gemeinderätin vor?

Ein zentrales Thema wird die Mobilität sein und eine bessere Versorgung Transdanubiens mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Genauso wichtig ist mir qualitative Stadtentwicklung. In das neue „Leitbild Grünräume“ wurde auch der Grünzug Donaufeld aufgenommen. Wie schon erwähnt, beeindruckte mich gleich beim ersten Blick auf das Donaufeld die Stadtlandwirtschaft. Diese soll nach Möglichkeit erhalten bleiben – ich teile da nicht die Meinung eines gewissen Bezirkspolitikers der meinte, er „brauche keine Radieschen mit U-Bahn-Anschluss“. Für den öffentlichen Raum braucht es Aufenthaltsqualitäten – für Menschen, nicht für parkende Autos.

Welche Herausforderungen für Transdanubien siehst du?

Die Einzigartigkeit der Gegend – ein Blick über die Alte Donau sagt alles – soll bewahrt werden, die Stadtentwicklung muss nachhaltig sein: die Nahversorgung erhalten, z.B. durch belebte Erdgeschoßzonen mit Geschäften bei Neubauten. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Transdanubien stärker in den Focus der Stadtpolitik rückt. Dieser wunderbare Teil von Wien hat Besseres verdient. Als Gratisparkplatz für Autos aus aller Herren Länder hat es lange genug herhalten müssen. Mein Traum wäre, dass alle diese jetzt verstellten Plätze entsiegelt und begrünt werden, mit Bankerln wo die Leute wieder zusammenkommen können.

Danke für das Gespräch.

„Leitbild Grünräume“ beschlossen!

Das „Leitbild Grünräume neu“ ist ein Meilenstein in der Wiener Grünraumplanung.  Damit sichert und erweitert Wien nachhaltig Grün- und Freiräume für die Stadt.

Grünräume leisten einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und indirekt auch zum Klimaschutz. Wien setzt mit dem „Leitbild Grünräume neu“, das am 24. Juni 2020 von Rot-Grün im Gemeinderat beschlossen wurde, einen wichtigen Schritt zur langfristigen Sicherung und Weiterentwicklung der vielfältigen und wertvollen Grünräume und Wasserflächen in der Stadt. Das Leitbild, das federführend von der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) erstellt wurde, schafft Planungssicherheit für das gesamte Stadtgebiet, in dem unterschiedliche Grünraumkategorien definiert und festgeschrieben werden.

Wien hat mit über 50 Prozent bereits jetzt einen sehr hohen Grünanteil. Mit dem neuen Leitbild stellen wir sicher, dass auch in Zukunft Wälder, Wiesen und Parks erhalten und neu geschaffen werden. Mit dem Konzept, das heute im Ausschuss beschlossen wird, können wir den Wohnraum besser und im Einklang mit den Bedürfnissen der BewohnerInnen unserer Stadt planen. So werden wir auch in Zukunft die grünste Stadt der Welt bleiben.

Konkret werden Bereiche gekennzeichnet, in denen in alle Zukunft keine Siedlungsentwicklung stattfinden darf und solche, die langfristig von der Siedlungsentwicklung ausgenommen sind. Dadurch schafft es planerische Grundlagen für die Stadtteilplanung und die Erstellung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen. Die als „Wiener Immergrün“ bezeichneten Flächen sind für immer als hochwertige Grünräume geschützt. Sie sind prinzipiell frei von Bebauung; ausgenommen bauliche Einrichtungen für Erholung oder Forst- und Landwirtschaft.

Aber es werden auch Flächen, die zu Grünräumen entwickelt werden, wenn sich die derzeitige Nutzung ändert („Zukunftsgrün“) ausgewiesen, das Wiener Freiraumnetz und andere Kategorien.

Der zentrale Donaufeld-Grünzug ist übrigens als „Immergrün“ ausgewiesen und damit nach der Widmung vom Dezember 2017 noch durch einen weiteren Beschluss in seinem Bestand gesichert.

Gemeinderat Peter Kraus, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung  (Foto: Grüne Wien)

Neue Ortsbild-Schutzzonen für die Donaustadt!

Der 22. Bezirk hatte Jahrzehnte hindurch kaum Ortsbild-Schutzzonen, was dazu führte, dass immer wieder gründerzeitliche Bausubstanz abgerissen wurde – das spektakulärste Beispiel war sicher das „Hopf-Haus“ in der Donaufelder Straße. Grüne und DenkmalschützerInnen setzten sich daher für die Schaffung von Schutzzonen ein. Ein wichtiger Schritt wurde im April 2017 gesetzt, als der Gemeinderat Bausperren über mehrere Gebiete, vor allem ehemalige Ortskerne, verhängte. Kurz vorher kam es leider, z.B. in Alt-Kaisermühlen, aus Spekulations-Erwägungen zu Abrissen erhaltenswerter Gebäude.

Die Umsetzung der neuen Schutzzonen sollte bis 2020 dauern.  Drei positive Beispiele seien hier erwähnt.

 

Kagraner Platz

Nach der öffentlichen Auflage im Sommer 2019 wurde Plandokument Nr. 7444E vom Gemeinderat am 28. Februar 2020 beschlossen. Auf der Nordseite des ehemaligen Dorfplatzes waren nur noch die Häuser Nr. 10 und 18 erhaltenswert, dazwischen entstanden in den Jahren zuvor zahlreiche neue Wohnanlagen. Auf der Südseite war noch teilweise ein Ensemble vorhanden, was zur Einbeziehung eines Großteils der Gebäude zwischen den Nummern 32 bis 48 sowie der westlichen Eugen-Bormann-Gasse (Johanna-Hansal-Hof aus 1932) in die Schutzzone führte – teilweise (Nr. 38 und 39) auch mit einer Bauhöhen-Reduktion auf das Niveau des Bestands.


Nur zwei Objekte an der Nordseite des Kagraner Platzes sind in der Schutzzone, eines davon ist das Haus auf Nr. 18 (links). Rechts davon ein Neubau der „Haring Group“ aus den Jahren 2014/15  (Fotos: Gerhard Jordan).

 

Alt-Kaisermühlen

Plandokument Nr. 8237 ging im Jahr 2019 zwei Mal in die öffentliche Auflage. Ziel der Umwidmung war die Unterschutzstellung des Schüttauplatzes und seiner Umgebung. Der Beschluss erfolgte (gegen die Stimmen von FPÖ und ÖVP) im Gemeinderat am 29. April 2020. Mehrere Objekte, vor allem an der Schüttaustraße und an der Schiffmühlenstraße, wurden nach Anregungen aus der Bevölkerung noch in die Schutzzone aufgenommen.


In der Moissigasse 11 wurde kurz vor Inkrafttreten der Bausperre ein ebenerdiges Haus abgerissen (Foto: April 2019).


Nunmehr Teil der Schutzzone:  Moissigasse 13/Ecke Schüttaustraße 64 (beim Schüttauplatz) und angrenzende Häuser.


Wagramer Straße südlich der Donaufelder Straße

Plandokument Nr. 8286 umfasste den gründerzeitlich geprägten Abschnitt der Wagramer Straße zwischen St.-Wendelin-Platz (Kagraner Pfarrkirche St. Georg) und Steigenteschgasse. Gegen diese Umwidmung gab es mehrere Einsprüche, auch Wünsche nach Dachgeschoßausbauten während der Bausperre, etc. Glücklicherweise setzte sich die Einschätzung der MA 19 weitgehend durch und der Beschluss konnte vom Gemeinderat am 24. Juni 2020 gegen die Stimmen der ÖVP gefasst werden. Mehrere Objekte beim St.-Wendelin-Platz, im Eckbereich der Meißauergasse und bei der Andreas-Huger-Gasse wurden Teil der Schutzzone, teilweise auch mit Bestandswidmungen.


Erhaltenswerte Gründerzeithäuser an der Wagramer Straße, hier beim St.-Wendelin-Platz.

Mit diesen Widmungen wurde – wenn auch sehr spät – Rücksicht auf die noch vorhandenen Reste der Architektur vor dem 1. Weltkrieg genommen, deren völliges Verschwinden dadurch hoffentlich abgewendet werden konnte.

Zur Zukunft des Donaufelds. Stimmen aus der Zivilgesellschaft

Agnes BERNHART
(Buchautorin aus der Siedlung Alfred-Nobel-Straße)

Mein ganzes – schon langes – Leben verfolge ich die Geschichte und „Geschichterln“ vom Donaufeld, schreibe sie auf, dass sie nicht vergessen werden.
In den nächsten Jahren werden hier viele Menschen eine neue Heimat finden. Ich hoffe, das ländliche Flair dieser Gegend wird auch ihnen Freude und Lebensqualität bringen.


Agnes Bernhart  (Foto: privat).


Martin FREIMÜLLER
(Bio-Gärtner, An der Schanze)

Ich bin stolz darauf, dass es im Donaufeld noch Landwirtschaftsbetriebe gibt und mein Brombeerfeld ein Teil davon sein darf. Die sichere Nahversorgung mit gesunden Lebensmitteln und der direkte Kontakt zum Kunden ist mir sehr wichtig!
Da meine Brombeerplantage im bereits gewidmeten Teil des Stadtentwicklungsgebiets Donaufeldes liegt (Widmungen: teilweise Grünland/Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel, Park, Bauland und Straßenflächen), bin ich jedoch potenziell unmittelbar in meiner wirtschaftlichen Existenz bedroht. Ich hoffe, es lassen sich für alle Beteiligten positive Lösungen finden!


Martin Freimüller  (Foto: G. Jordan)


Christine RUNGE
(Aktiv im Nachbarschaftsgarten „Paradeisgartl Donaufeld“,  Bewohnerin des Frauenwohnprojekts „Johanna-Dohnal-Haus“ in Kagran)

Es ist sehr wichtig, dass große freie Flächen zum Spazierengehen, Rad fahren, Laufen, und die freie Sicht auf den Himmel erhalten bleiben. Die biologische Gärtnerei „Bioschanze“ ist eine nahe Einkaufsmöglichkeit mit toller Qualität. Solche Möglichkeiten wünsche ich mir viele in Wien. Es braucht auch in Zukunft unverbaute große Gebiete, die vielseitig von den AnrainerInnen genutzt werden können.
Wir brauchen hier einen Richtungswechsel: Nicht nur neue Häuser, sondern auch den Erhalt von Naturflächen, wo Menschen Erholung und Abkühlung finden. Auch die „G’stätten“ haben einen Wert, es entwickelt sich dort eine reichere Tier- und Pflanzenwelt als in Parks.
Wir müssen die vorhandenen Gebäude besser nutzen, den Leerstand abbauen und insbesondere auch leer stehende Büroräume für Wohnzwecke adaptieren.


Christine Runge  (Foto: privat).


Kornelia ZIPPER
(Agrarökologin, „Autofreie Mustersiedlung“)

Ich wohne seit 20 Jahren im Donaufeld und habe mit großer Freude die Etablierung von lokalen Angeboten an Bio-DirektvermarkterInnen (Gemüse und Brombeeren) sowie Selbsternteflächen mitverfolgt. Somit ist das Donaufeld mit lokaler Nahversorgung und Urban Gardening „am Puls der Zeit“. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie ist vielen AnrainerInnen bewusst geworden, wie wertvoll regionale Nahrungsmittelproduktion ist.
Da ich mich beruflich mit Nachhaltigkeit und Landwirtschaft beschäftige, ist es mir ein großes Anliegen dass der fruchtbare Auboden im Donaufeld, der hochwertigstes Ackerland ist, nicht auf der gesamten Fläche unwiederbringlich verloren geht.
Auf diesen Böden gedeiht alles, von Artischocke bis Zucchini – wahre Bodenschätze, die wir für nachfolgende Generationen erhalten sollten!!!


Kornelia Zipper  (Foto:  (c)grafik.at).


Aus der CHARTA DONAUFELD
(dem gebündelten Ergebnis des BürgerInnenbeteiligungsprozesses zum Zielgebiet Donaufeld, 2018):

Identität erhalten und weiterentwickeln
Gärtnerische Nutzungen sind das wichtigste identitätsstiftende Merkmal im heutigen Donaufeld und bilden die Grundlage für die Entwicklung von Grün- und Freiräumen. Diese Identität soll sich in Freiraumstrukturen widerspiegeln und in Form einer naturnahen Gestaltung und vielfältigen Nutzungen umgesetzt werden. (Seite 13)

Donaufeld NEU DENKEN

Sowohl die Klimakrise als auch die Covid19-Pandemie sind Anlass innezuhalten und viele unserer Pläne zu überdenken. Auch die Stadtentwicklung muss sich erst einmal neu orientieren und die vorliegenden Pläne bezüglich Klima- und Pandemieverträglichkeit adaptieren.

ZIELE:   Öffentliche Zugänglichkeit schaffen, möglichst viel unversiegelte Fläche und Nahversorgung vor Ort erhalten

Wir streben die öffentliche Zugänglichkeit des Grünzugs Donaufeld an. Das bedeutet, dass die Stadt Wien alle Anstrengungen unternimmt, um durch Kauf, Grundstückstausch oder auf dem Weg städtebaulicher Verträge in den Besitz der Grundstücke zu kommen, die eine durchgängige öffentliche Wegverbindung von der Donaufelder Straße bis zur Alten Donau ermöglichen. In einem zweiten Schritt bemüht sich die Stadt Wien auch, alle anderen Flächen des Grünzugs Donaufeld für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Analog dazu muss auch auf die Durchwegung und Zugänglichkeit des geplanten westlichen Grünzugs geachtet werden.

Im Zuge der weiteren Planungen, Flächenwidmungen und Bauträgerwettbewerbe im Norden und Westen von Donaufeld ist es unser klares Ziel, möglichst viele zusätzliche Flächen unversiegelt zu erhalten. Angesichts der einzigartigen Qualität des Bodens und der Sensibilität des regionalen Umfeldes ist es notwendig, dass ausgehend vom vorliegenden Leitbild ein größerer Anteil der Flächen vor allem südlich des geplanten urbanen „Ereignisbandes“ als Grünland erhalten bleibt.

Sowohl die Klimakrise als auch die Corona-Krise haben uns deutlich vor Augen geführt wie wichtig lokale Nahrungsmittel-Resilienz ist. Deshalb bemühen wir uns darum, dass auf den hervorragenden Schwemmlandböden im Donaufeld dauerhaft Flächen für die Gemüseproduktion sichergestellt werden. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass es vor Ort Flächen mit wertvollen Biozertifikaten gibt (z.B. Gärtnerei „Bioschanze“), die bereits heute bei den AnrainerInnnen sehr geschätzt werden und die ein wertvolles Qualitätsmerkmal auch für das zukünftige Donaufeld darstellen.


Der Andrang bei der Gärtnerei „Bioschanze“ stieg während der Corona-Krise nochmals an  (Foto: Gerda Daniel).


Interessensausgleich

Derzeit liegt für den Westen nur das Leitbild, aber noch keine konkrete Widmung vor. Auch wenn aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen im Zuge der Konkretisierung dieses Leitbildes Flächen im zentralen und im südlichen Teil des westlichen Planungsgebietes zumindest teilweise unversiegelt und so weiterhin für Landwirtschaft und Erholung nutzbar bleiben, so sollen die verschiedenen Vertragspartner auch ein Minimum an Planungssicherheit erwarten können. Dafür wäre eine klare Willensäußerung der Stadt sinnvoll, die eine Konzentration der Baumassen und der mehrgeschossigen Bauwerke zwischen Donaufelder Straße und dem sogenannten „Ereignisband“ vorsehen. Bebauung im zentralen und südlichen Teil sollte mit deutlich geringerer Dichte, geringerer Höhe möglich sein, aber vor allem an den Rändern des Planungsgebietes ausgeführt werden.

Urbanität und Grünraum: Win-Win-Situation

Das „Ereignisband“ zwischen den beiden Bezirkszentren in Floridsdorf und Donaustadt soll mit lebendigerer Erdgeschoßnutzung und sozialer Infrastruktur ein urbaneres Umfeld entstehen lassen, als es bisher in dieser Stadtregion möglich war. In der Mitte dieser Achse sollte im Bereich des Planungsgebietes Donaufeld gerade deshalb diese Lücke mit einer dichteren Bebauung geschlossen werden, so dass erstmals eine attraktive, urbane Querverbindung in Transdanubien entstehen kann. Die urbane Achse (Ereignisband) und der freigehaltene Grünraum südlich davon ergeben gemeinsam ein sehr attraktives Wohnumfeld mit resilienter Lebensmittelversorgung, während eine gleichmäßig dichte Bebauung im gesamten Planungsgebiet keine der positiven Möglichkeiten nutzen würde.

Bauprojekte müssen in Zukunft generell daraufhin bewertet werden, ob sie den AnrainerInnen Kompensation für den verlorenen Grünraum anbieten. Dabei wird das Augenmerk vor allem auf öffentlich zugänglichen Funktionen liegen (Grünflächen, Urban Gardening, Spielplätze, Parks, Kaffeehäuser, Aufenthaltsraum im Freien, Kultureinrichtungen, etc.). Das heißt, dass bereits bei der Planung nicht nur der vorgeschriebene Anteil von Grünflächen, sondern auch andere öffentlich zugängliche Angebote mitgedacht werden und gegenüber exklusiven Angeboten für die BewohnerInnen der Vorzug gegeben wird. Diese sollen bereits im Zuge des Widmungsverfahrens festgelegt und im Bauträgerverfahren konkretisiert werden.

Heinz Berger und Ursula Hofbauer, Die Grünen Floridsdorf



(Fotos: Grüne Wien, Klaus Pahlich)