Der leider rechtlich nicht mehr zu verhindernde Abriss des Hopf-Hauses hat nun bewirkt, dass das historische Floridsdorfer Bezirkszentrum eine Ortsbild-Schutzzone werden könnte.
Das „Hopf-Haus“ in der Donaufelder Straße 241, errichtet 1905/06 vom Kagraner Architekten und Baumeister Franz-Josef Hopf (1871-1954), der dort auch selbst wohnte, wird abgerissen. Damit verschwindet nicht nur ein architektonisch interessantes Jugendstil-Gebäude, sondern es ging auch ein beliebtes Gastronomie-Angebot verloren.
Am 5. April 2014 gaben zahlreiche „Hopf-Haus-Fans“ vor dem Gebäude ihrem Ärger bei einer Kundgebung, die spontan von einer Facebook-Initiative organisiert wurde, Ausdruck. Auch der Donaustädter Bezirksvorsteher Norbert Scheed solidarisierte sich mit dem Protest, musste jedoch einräumen, dass er nichts machen könne, da der Besitzer bei einem Gespräch nicht von seinem Vorhaben, das Objekt zu verkaufen und damit der Demolierung preiszugeben, abzubringen war.
Der Donaustädter Bezirksvorsteher Norbert Scheed, Initiatorin Eva Fischer und AktivistInnen der „Initiative Denkmalschutz“ bei der Hopf-Haus-Kundgebung am 5. April 2014 (Fotos: Heidi Sequenz).
Leider ist die rechtliche Situation ausweglos: Das Gebäude steht weder unter Denkmalschutz, noch ist es Teil einer Ortsbild-Schutzzone nach §7 Wr. Bauordnung. Somit kann ein Abriss problemlos durchgeführt werden. Lukrativ macht einen solchen auch die Tatsache, dass in jenem Bereich der Donaufelder Straße eine Bauklasse III-Widmung gültig ist, die Gebäude mit 16 Metern Traufenhöhe (plus Dach) erlaubt. Ein ebenerdiges oder einstöckiges Gebäude, und sei es auch noch so schön, zu erhalten, erfordert da schon ein gewisses Maß an „altruistischem Denken“.
Grüne stimmten gegen Umwidmung
Die Umwidmung (Plandokument Nr. 7482) wurde übrigens schon am 24. Mai 2005 vom Gemeinderat beschlossen (davor waren nur 10,5 m Höhe erlaubt). Die Grünen stimmten GEGEN diese Widmung.
Damals wäre es auch noch möglich gewesen, eine Schutzzone vom Wiener Gemeinderat beschließen zu lassen, denn es existierte noch das erforderliche nahezu vollständige Ensemble – im konkreten Fall von gründerzeitlichen Gebäuden aus den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg, die eine Verlängerung des alten Kagraner Ortskerns nach Westen darstellten. Heute ist dieses bereits auf ein paar Objekte geschrumpft, und auch diese werden immer weniger. Eine Schutzzone hätte bewirkt, dass über einen Abriss zumindest die für das Ortsbild zuständige Magistratsabteilung 19 mit entscheiden kann.
Kleiner noch bestehender Rest des einstigen gründerzeitlichen Ensembles in der östlichen Donaufelder Straße: Wie lange noch?
Donaufelder Straße 237: An der Stelle dieses Hauses, errichtet ebenfalls im Jahr 1906 von Franz Josef Hopf, steht bereits eine neue Wohnanlage (Foto: Gerhard Jordan, 2011).
Donaufelder Straße 217: Auch dieses bemerkenswerte Jugendstilhaus, errichtet 1900/01 von Bartholomäus Hansal, wird der Abrissbirne zum Opfer fallen (Foto: Gerhard Jordan, 2009).
Kommt eine neue Schutzzone für Floridsdorf?
Doch obwohl das Hopf-Haus leider nicht mehr zu retten war, hat der Protest doch indirekt etwas bewirkt: den seit 2010 laufenden Bemühungen der Floridsdorfer Grünen für die Schaffung einer Ortsbild-Schutzzone Am Spitz wurde durch die mehrheitliche Annahme eines Antrags (s.u.) in der Floridsdorfer Bezirksvertretungssitzung am 9. April 2014 Rechnung getragen. Die Umgebung des Floridsdorfer Amtshauses, deren bekanntestes Gebäude wahrscheinlich das 1905-08 errichtete Sild-Haus des Otto-Wagner-Schülers Friedrich Dietz von Weidenberg (1871-1941) ist, war eine Zeitlang sogar als „repräsentativer Rathausplatz der Hauptstadt Niederösterreichs“ konzipiert. Dazu kam es nur deshalb nicht, weil die Großgemeinde Floridsdorf nach Wien eingemeindet wurde (danach, von 1905 bis 1954, war übrigens auch die östliche Donaufelder Straße mit dem Hopf-Haus Teil des 21. Bezirks, seither gehört sie zur Donaustadt).
Was die Schutzzone betrifft, sind jetzt das Planungsressort und in letzter Instanz der Wiener Gemeinderat am Zug. Interessant war das Abstimmungsverhalten der konservativen und rechten Parteien in der Floridsdorfer Bezirksvertretung: FPÖ, ÖVP und die Liste „WIFF“ von Hans-Jörg Schimanek stimmten GEGEN den Antrag – u.a. mit der Begründung, dass eine Schutzzone „Enteignung“ bedeute. Eine kuriose (und falsche) Argumentation, die höchstens dazu taugt, Spekulanten und Baulöwen Schützenhilfe zu leisten…
Der am 9. April 2014 von der Bezirksvertretung Floridsdorf mehrheitlich angenommene Antrag:
Antrag Schutzzone Am Spitz und Umgebung – Bezirksvertretungssitzung Floridsdorf 9. April 2014
POSITIVE ANTWORT DER PLANUNGSSTADTRÄTIN
Die Antwort von Stadträtin Vassilakou an den Bezirk ist durchaus ermutigend: Die MA 19 prüft die von ihr befürwortete Schutzzone bis zum Herbst 2014, und nach Vorliegen der Grundlagendarstellungenkann im Fall eines positiven Ergebnisses mit einer Schutzzonenfestlegung im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan begonnen werden!
NACHTRAG: Die Schutzzone für das Bezirkszentrum Floridsdorf wurde am 27. September 2018 vom Wiener Gemeinderat beschlossen!