Straßenbahn-Streit in der Tokiostraße

Eva Hauk, Klubobfrau der Grünen Donaustadt

Eva Hauk, Klubobfrau der Grünen Donaustadt

Bis 2013 soll die Straßenbahnlinie 26 (dann als „25er“) statt über den Kagraner Platz über die kürzere Strecke über die Tokiostraße verlegt werden. Dort ist der Mittelstreifen von Anfang an für eine Straßenbahn freigehalten worden. Doch jetzt, wo es langsam ernst wird mit dem Straßenbahnbau, entzündet sich daran Kritik von AnrainerInnen.

Gerade für uns Grüne bedeutet dieses Projekt einen Schlüsselpunkt für den öffentlichen Verkehr in ganz Transdanubien. Ist doch die Straßenbahnlinie zwischen Floridsdorf und Kagran – SMZ Ost – Aspern die wichtigste und bisher leider auch einzige durchgehende Querverbindung zwischen dem 21. und 22. Bezirk (im Gegensatz zum Autoverkehr, wo mit A22, B3 und B229 gleich drei hochrangige Schnellverbindungen zur Verfügung stehen!). Da bedeutet eine direktere Linienführung mit 6 Minuten kürzerer Fahrzeit schon sehr viel.

Deshalb haben wir im „GrünRaum Donaufeld“ am 24. Februar 2009 zu einer Diskussion geladen. Obwohl wir sonst zur SPÖ eine sehr kritische Haltung einnehmen, hatte diesmal sogar Bezirksvorsteher Scheed unsere Einladung angenommen. Mit Herrn Dipl. Ing. Robert Dangl stellte sich von den Wiener Linien der hauptverantwortliche Planer für die Beschleunigungsprogramme bei Tram und Bus der Diskussion. Kurz gesagt – die Stimmung im zahlreich erschienenen Publikum war mehrheitlich kontra Straßenbahn. Wir Grüne glauben aber, dass ein wesentlicher Teil der vorgebrachten Befürchtungen durch Begleitmaßnahmen zu lösen ist. Wir wollen die Straßenbahn nicht verhindern, unterstützen aber alle Anliegen, welche die Situation qualitativ verbessern. Damit auch ganz konkrete Maßnahmen getroffen werden, haben wir in der Bezirksvertretungssitzung am 12.3.2009 einen Antrag eingebracht, welcher in der Bezirksentwicklungskommission weiter bearbeitet wird. Damit sollen Rasengleis, neue Grünräume in der Umgebung, ausreichend Querungsmöglichkeiten der Straßenbahntrasse, Autoverkehrsberuhigung in der Tokiostraße und ausschließlich Niederflurgarnituren fixiert werden.

Was blieb, war u.a. die Kritik, dass einige Bauträger die einziehenden BewohnerInnen bezüglich der Planungen nicht oder falsch informiert haben – ein Problem, dass allgemein in Wien viel zu wenig über Stadtplanung informiert und diskutiert wird. Vielleicht kann man die Aussage einer Anrainerin nach der Diskussion als bezeichnend stehen lassen: sie sei zwar immer noch gegen die Straßenbahn, aber jetzt gelte es, das Beste daraus zu machen. Und es sei den Grünen positiv anzurechnen, dass sie als Einzige informiert hätten und auch zu ihrer Überzeugung stehen.


Hier die wichtigsten Pro- und Kontra-Argumente:

Mehr Lärm?  – Eine moderne Straßenbahn ist halb so laut wie ein Bus.

Weniger Grün?  – Wir haben die Zusage erreicht, dass ein Rasengleis gebaut wird, und die Alleebäume bleiben bis auf wenige Ausnahmen erhalten. Außerdem soll der Kirschblütenpark beschleunigt realisiert werden.

Entwertung der Wohnungen?  – Erfahrungsgemäß steigt der Wert durch die Lage an einer Straßenbahn sogar.

Hohe Kosten?  – Die Kosten dieses Schlüsselstücks für den öffentlichen Verkehr in Transdanubien betragen ca. 10 Millionen Euro.  Um diesen Preis könnte man höchstens 100 Meter U-Bahn bauen.

Ersparnis von ein paar Minuten bringt nichts?  – Sechs Minuten Fahrzeitersparnis für Tausende Fahrgäste täglich zwischen Floridsdorf und Donaustadt sind schon wesentlich. Gemeinsam mit weiteren Beschleunigungsmaßnahmen wird für viele Menschen der Umstieg vom Auto auf die Straßenbahn erstmals vorstellbar.


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Bildmitte:  Gemeinderätin Ingrid Puller (Grüne Wien) skizziert die Vorteile einer Straßenbahn in der Tokiostraße.

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Stehend:  Bezirksvorsteher Norbert Scheed (SPÖ) spricht sich ebenfalls für eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs aus.

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Die BewohnerInnen diskutierten angeregt und kontrovers mit ihren BezirkspolitikerInnnen.

4 Kommentare zu “Straßenbahn-Streit in der Tokiostraße

  1. 22.04.2012
    Bis heute gibt es keinen Kirschblütenpark, der damals versprochen wurde. Aber Hauptsache, dass das letzte Grün in der Tokiostraße entfernt wird und wir Anraine runter dem Baulärm leiden werden.Von heute an bis Dezmeber, das wird höllisch.

    • in ein paar tagen (12.6.) erscheint ein kurzer bericht zum kirschblütenpark und den bemühungen der grünen donaufeld um mehr grün.

  2. Der 25 ist nun seit einigen Tagen in betrieb, leider mit vielen alten Zügen … Von der Zusage niederflur Züge einzusetzen merkt man nicht viel, was lärmmässig nicht optimal ist. Auch können wir Anwohner leider nicht bestätigen, dass die Straßenbahn leiser ist als der Bus. Es ist sogar stark anders und leider viel lauter geworden, was aus meiner Sicht aufgrund der vielen alten Züge und der freiliegenden Gleise (Änderungen sich das noch oder sind das die ‚begrünten Gleisanlagen?) Zustandekommt.

  3. Ich denke das sind die endgültigen „begrünten Gleisanlagen“. Bin selbst Anrainer und ich finde die Straßenbahngleise eine Frechheit. Die Straßenbahn ist so furchtbar laut, das ist unsagbar. Bei uns im Haus lag die Lautstärke bei Messung sogar über dem erlaubten Wert, als die Straßenbahn vorbei gefahren ist.
    Ich nehme ebenfalls stark an, dass das aufgrund der alten Straßenbahnen und der freiliegenden Gleise der Fall ist.

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